Freitag, 11. Februar 2011

Ergriffenheit auf der Berlinale - offener Brief von Jafar Panahi.

Es wurde mir wirklich ganz anders als Isabella Rossellini gestern auf der Berlinale Eröffnung den offenen Brief von Fafar Panahi vorgelesen hat. Soviel Wahrheit. Ergreifend. Die Welt ist im Umbruch und das zu Recht. Es ist unbegreiflich, das sowas tagtäglich passiert.

In der Welt eines Filmemachers fließen Traum und Realität ineinander. Der Filmemacher 
nutzt die Wirklichkeit als Inspirationsquelle, er zeichnet sie in den Farben seiner 
Vorstellungskraft. Damit schafft er einen Film, der seine Hoffnungen und Träume in die 
sichtbare Welt trägt. 
Die Wirklichkeit ist, dass mir ohne Prozess seit fünf Jahren das Filmemachen untersagt 
wird. Jetzt wurde ich offiziell verurteilt und darf auch in den nächsten 20 Jahren keine 
Filme realisieren. Trotzdem werde ich in meiner Vorstellung weiterhin meine Träume in 
Filme übersetzen. Als sozialkritischer Filmemacher muss ich mich damit abfinden, die 
alltäglichen Probleme und Sorgen meines Volkes nicht mehr zeigen zu können. Aber ich 
werde nicht aufhören, davon zu träumen, dass es in 20 Jahren keines dieser Probleme 
mehr geben wird und ich dann, wenn ich wieder die Möglichkeit dazu habe, Filme über den 
Frieden und den Wohlstand in meinem Land machen werde. 
Die Wirklichkeit ist, dass mir für 20 Jahre das Denken und Schreiben untersagt wurde. Aber 
sie können mich nicht davon abhalten zu träumen, dass in 20 Jahren die Verfolgung und die 
Einschüchterung  durch Freiheit und freies Denken ersetzt sein wird. 
Mir wurde für 20 Jahre der Blick auf die Welt entzogen. Aber ich hoffe, nach meiner 
Freilassung eine Welt ohne geografische, ethnische und ideologische Grenzen zu bereisen. 
Eine Welt, in der die Menschen ungeachtet ihres Glaubens und ihrer Überzeugungen in 
Frieden miteinander leben.   
Ich wurde zu 20 Jahren Stillschweigen verdammt. Aber in meinen Träumen schreie ich 
nach einer Zeit, in der wir uns gegenseitig tolerieren und unsere jeweiligen Meinungen 
respektieren, in der wir füreinander leben können. 
Letztendlich bedeutet die Wirklichkeit meiner Verurteilung, dass ich sechs Jahre im 
Gefängnis verbringen muss. In den nächsten sechs Jahren werde ich in der Hoffnung leben, 
dass meine Träume Realität werden. Ich wünsche mir, dass meine Regiegefährten in jedem 
Winkel der Welt in dieser Zeit so großartige Filme schaffen, dass ich, wenn ich das 
Gefängnis verlasse, begeistert sein werde in jener Welt weiterzuleben, die sie in ihren 
Werken erträumt haben. 
Ab jetzt und für die nächsten 20 Jahre werde ich zum Schweigen gezwungen. Ich werde 
gezwungen, nicht sehen zu können, ich werde gezwungen, nicht denken zu können. Ich 
werde gezwungen, keine Filme machen zu können. 
Ich stelle mich der Wirklichkeit der Gefangenschaft und der Häscher. Ich werde nach den 
Manifestationen meiner Träume in Euren Filmen Ausschau halten: In der Hoffnung, dort das 
zu finden, was mir genommen wurde.

2 Kommentare:

  1. meinst du vielleicht jafar panahi? ;)

    AntwortenLöschen
  2. ach krass, hat sich wohl ein schneller Tippfehler eingeschlichen!
    danke ;)

    AntwortenLöschen