
Nach nunmehr doch einigen Jahren der Arbeit im wunderbaren deutschen Gesundheitssystem, treffe ich dennoch immer wieder auf schockierende Überraschungen. Im Gespräch mit einem mir bekannten Rheumatologen erfuhr ich vor ein paar Tagen, dass Ärzte die Möglichkeit haben ihren Patienten sogenannte Privatrezepte auszustellen. Eine Option, Medikamente unabhängig von den Krankenkassen zu verschreiben, da Privatrezepte generell aus eigener Tasche gezahlt werden müssen. Zwar müssen Name und Geburtsdatum des Patienten darauf vermerkt sein, der Knackpunkt jedoch ist, dass es keine Rolle spielt ob Patient und ausstellender Arzt nicht ein und die selbe Person sind. Somit können sich die Ärzte jedes beliebige Medikament besorgen, ohne gegenüber irgendwem Rechenschaft ablegen zu müssen. Lediglich vor deren eigenem Gewissen.
Unglaublich. Mag sein, dass sich die meisten hier dieser Tatsache bewusst waren. Mir ist es völlig neu. Kein Wunder dass Ärzte die ungeschlagene Nummer Eins der benzodiapezinabhängigen Berufsgruppen bilden.
Ebenso Eigentherapie. Ich dachte bis zuletzt es wäre vom Prinzip her verboten sich selbst zu behandeln. Auch wenn man Arzt ist. Der Rheumatologe negierte.
Ich möchte nicht wissen, wieviele Ärzte ihre Dienste auf Ritalin oder Cipralex schrubben um nicht müde zu werden. Soetwas sollte verhindert werden!
werd schnellstens arzt- sag ich da nur!
AntwortenLöschengrüße ausm sickingenkiez.
Da mich das selbst tangiert, kann ich nur sagen, dass ich diese Regelung gutheiße. Der Großteil der Ärzte geht damit verantwortungsvoll um und nutzt diese Möglichkeit, um unabhängig von einem Besuch bei einem Kollegen nach Selbstdiagnose auch selbst therapieren zu können.
AntwortenLöschenDass damit natürlich auch immer wieder Opiate und Benzodiazepine selbst verschrieben werden, liegt in der Natur der Sache, jedoch kommt das weitaus seltener vor, als man vermuten möchte; schließlich achten Apotheker auf solche Rezepte und haben alle Ärzte die gesetzliche Pflicht, solche Kollegen zu melden.
In diesem Sinne...
Man muss aber auch sagen, dass ein sehr großer Teil der Ärzte bei Nicht-Bagatell-Krankheiten - und auch bei Selbstdiagnose - den Kollegen aufsuchen um dann in nicht wenigen Fällen doch nur eine Bestätigung zu bekommen.
gut. ich muss zugeben, mein kontakt zu menschen die benzodiazepinabusus betreiben ist berufsbedingt extrem hoch. das prägt meinen eindruck logischerweise.
AntwortenLöschendennoch halte ich es für unnötig, dass ärzte in sachen privatrezepten eine freie hand genießen. denn ich befürchte, dass selbstdiagnose und eigentherapie bei welchen zu opiaten und benzodiazepinen gegriffen wird, tendenziell weniger positive konsequenzen im sinne der genesung haben. psychiatrische erkrankungen und/oder schlafstörungen sollten meiner meinung nach nicht selbst therapiert werden. dabei ist objektivität gefragt. ebenso bei bspw. schmerzmanagement. oder anästhesie.
natürlich gibt es sehr gewissenhafte ärzte. möchte hier auch in keinster weise verallgemeinern. ich denke einfach, dass es gesundheitspolitisch nicht erforderlich ist, sich als arzt selbst benzos etc. verschreiben können zu müssen.
Nein, sich selbst Opiate und Benzos zu verschreiben, ist sicherlich nicht der richtige Weg. Allerdings fallen ja beide unter das Betäubungsmittelgesetz, sodass kein einigermaßen gewissenhafter Apotheker ein P-Rezept für ein BtM annehmen wid. Man könnte sich natürlich auch selbst ein BtM-Rezept ausstellen, allerdings dürfte bei größeren Mengen und häufigerem Auftreten bald unangenehme Post von der Bundesopiumstelle eintrudeln.
AntwortenLöschenAber mal im Ernst: Wenn ein Arzt - egal ob niedergelassen oder in der Klinik tätig - an solche Sachen rankommen will, dann geht das viel schneller und einfacher: Die Giftschränke der Kliniken sind nicht nur schlecht gesichert, die Dokumentation lässt auch problemlos Fälschungen zu. Und wer im niedergelassenen Bereich arbeitet, bekommt eh allmonatlich vom Pharmavertreter das gute Morphin geschenkt...
PS: Ich meine, wenn ich wollte, käme ich auch jetzt schon problemlos an den ganzen Kram ran. Das geht ganz einfach - und da liegt doch eigentlich der Kern des Problems.
AntwortenLöschenokay. gute zusammenfassung.
AntwortenLöschenund ja, die schränke sind mieß gesichert.
andererseits würden mehr bürokratie und besserer verschluss die arbeitsabläufe nur noch mehr behindern. wobei das in den verschiedenen häusern sicherlich auch unterschiedlich gehandhabt wird.
wenn ich wollte könnte ich tavor, cipralex und ritalin jedenfalls in massen herausschleusen.
es gibt eine bundesopiumstelle?
wir werdens wohl nicht ändern können :)
Ja, die haben bei alledem den Hut auf, wo es um Herstellung, Vertrieb, Verkehr und Abgabe von Betäubungsmitteln geht.
AntwortenLöschenDie Giftschränke, die ich kenne, sind zwar massiv gebaut und durch einen Schlüssel gesichert, aber so simpel, wie der beschaffen ist, kommt man da sicher auch mit einer Gabel und etwas Geschick rein.
Glücklicherweise herrscht in unserer Gesellschaft ja noch die Ansicht, dass "nicht dienstfähige", will heißen süchtige Ärzte von Kollegen und Patienten schnell gemeldet werden, sodass es für den einzelnen schwer sein dürfte, unerkannt eine größere Menge infrage kommender Stoffe abzuzweigen und zu konsumieren. Selbst das Genie eines House hätte da keine Chance...