Dienstag, 17. November 2009

Was ist Schmerz? Analogie zum Kunstwerk.

Die International Association for the Study of Pain definiert Schmerz folgendermaßen:
„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- oder Gefühlserlebnis, das mit tatsächlicher oder drohender Gewebeschädigung einhergeht oder von betroffenen Personen so beschrieben wird, als wäre eine solche Gewebeschädigung die Ursache.“
Schmerz ist daher eine komplexe Sinneswahrnehmung, die als akutes Geschehen den Charakter eines Warn- und Leitsignals aufweist.
(aus Wikipedia)

Boah, in meinem ganzen Leben, hatte ich noch nie solche Schmerzen, dass ich ununterbrochen zwei Stunden weinen müsste und ebensolche stöhnende Schwerzgeräusche ausstoßen musste, wie man sie aus dem Fernsehen von Gebärenden kennt. Ich kann nur sagen, dass ich das niemandem wünsche. Viel zu selten wird man sich bewusst, dass dieser Körper, in dem wir leben, verletzbar ist, eine Materie, die kaputt gehen kann, wenn man mechanisch darauf einwirkt.

Allerdings ist echt interessant, dass der Schmerz nur der Schein der Ursache ist.
Man glaubt es tut genau an dieser Stelle weh und will sich am liebsten das Bein abhacken, dabei wird der Schmerz nicht nur durch die Materie, sondern hauptsächlich im Geist erzeugt. Diese fast perfekte Nachahmung, bringt mich schon wieder zum Nachdenken über Sein und Schein unserer fucking Welt.
Wie ein Kunstwerk, dass an Geist (seine Aussage) und Materie (zB. Öl auf Leinwand, Plastik, Video) gebunden ist, so funktioniert Schmerz nur mit dem Gehirn und Körper zusammen. Ohne Wunde, kein Signal, ergo kein Schmerz. Ohne Gehirn, nur die Verletzung, auch kein Schmerz.
Schmerz und Kunstwerk werden beide zutiefst subjektiv vom Betrachter oder Verletzten erlebt.
Wie das Kunstwerk letztlich nur ein scheinbares Abbild der Welt ist, und vom Künstler geschaffen erschaffen wird, so wie der Schmerz als scheinbares Abbild der Wunde, von seinem Betroffenen vorerst im Hirn erzeugt.
Dabei arbeiten beide mit dem Prinzip von Aufnahme und Projektion in Gleichzeitigkeit. (Termini von Wols und Klee!) Simulatnität spielt bei der Warhnehmung eines Kunstwerkes also dieselbe Rolle wir in der Wahrnehmung des Schmerzes.
Indem Moment, wo dir die Wunde zugefügt wird, erkennt dein Gehirn, dass da was schief läuft, du fühst den Schmerz in einer minimalsten Zeitspanne simultan an genau der Stelle der Einwirkung auf deinen Körper. Im Moment, indem du das Kunstwerk siehst, nimmst du es auf und simultan projezierst du ein Abbild des Gesehenen im Hirn, ob du es gut findest oder nicht, entscheidet sich öberflächlich sofort.
Kunstwerk und Schmerz haben beide Ereignischarakter, spielen sich zum größten Teil über ihr Medium (Körper, oder Leinwand) im Geiste ab. Beim Künster, wenn, er loslegt und malt, ebenso wie beim Betrachter, wenn er anfängt zu sehen. Der Schmerz ereinet sich ebenfalls erst, wenn die Materie verletzt wird, oder das Gehirn anfängt die Wunde zu "deuten".

Interessante Analogien.

Dass man sich in dieser Schmerzsituation einfach nur den Tod - eine Erlösung wünscht, fand ich auch krass. Die absolute Hilflosigkeit gegenüber diesen Gefühlen, das Verlorensein in der Intuition unseres Körpers, verlangt nach schnellstmöglicher Ratio, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Das krasseste Gefühl - der Schmerz, (der uns zeigt, dass wir letzlich durch Materie leben und durch diese verletzbar sind) bringt uns quasi im selben Moment im Gesite dazu, das Ende herbeizuwünschen. Die Erlösung von den körperlichen Schmerzen durch den Tod - die Lösung von der Materie.

Mittlerweile isses auch wieder besser, danke Novalgin en masse erlebe ich Heideggers Gelassenheit.
Tiefverwurzelte Schmerzperversionen hab ich heute jedenfalls abgelegt.

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