
Beide, Mbum und Ebbe wohnen schon seit Jahren über 300 Kilometer auseinander, hassen nichts mehr als überflüssige Kommunikation. Telefonieren nervt sie, wenn es nicht von sinnvollen Infos erfüllt ist. Sie tun es so selten. Vielleicht einmal in drei Monaten. Ein einfaches JA oder NEIN reicht meistens als Antworttext einer SMS völlig aus, weil damit eben alles geklärt ist. Das heißt nicht, dass beide wortkarg oder platt miteinander umgehen, sondern bestätigt eher das Gegenteil.
Sie brauchen meistens keine Worte um sich zu verstehen, fühlen ihre Verbindung, seit dem sie sich kennen gelernt haben. Herrlich unkompliziert und dennoch nicht oberflächlich. Sie hören instinktiv oft dieselbe Musik oder finden die gleichen Sachen cool. Oft streiten sie sich, sind verschiedener Meinung, aber lachen dann gemeinsam darüber, weil sie sich haten können. Oft haben sie sich schon darüber gewundert, wie das wohl funktioniert. Sie sind sehr verschieden und dann doch wieder gleich, weil sie in vielerlei Hinsicht Gelassenheit zu ihrem Lebensprinzip erklärt haben.
Über diesen Blog und die moderne Mediengesellschaft muss man sich ja quasi zwangsweise auch mal seine Gedanken machen. Aus der Situation des fast ein ganzes Jahr Blogschreibens lassen sich so ein paar Dinge festhalten.
Weil anscheinend niemand mehr Zeit hat, sich durch Jobs, Uni, sonstige Verpflichtungen mit seinen Freunden zu treffen (die meistens auch nicht mehr um die Ecke wohnen, wie früher)oder mit ihnen zu telefonieren, nutzt man zunehmend das Internet, Messanger, Skype, Facebook, soziale netzwerke whatever. Egal. Die Kommunikation zwischen zwei Menschen wird von einer materiellen (über den Körper) zunehmend zu einer geistigen, also nicht mehr von Angesicht zu Angesicht, oder über die Stimme, sondern heute über ein technisches Medium (Telefon, Internet, blabla etc.) transportiert.
Irgendwie absurd ist die Tatsache, dass ein Gedankenaustausch oder vielemehr auch Interessenaustausch nicht mehr von Angesicht zu Angesicht, sondern besser über das Medium des Internetbloges funktioniert. Doch was bewegt den Blogger dazu, die Sache letztlich zu veröffentlichen. Ist das ganz banal der Wunsch nach Fame? Nach Aufmerksamkeit? Somit das gleiche Prinzip, warum Maler nachts rausgehen, um die krassesten Rooftops der Stadt oder 'nen Train zu bomben? Die schreiben ja auch überall ihren Namen hin. Ich denke schon, dass es da Paralellen gibt. "In the future eyeryone will be famous for fifteen minitues" hat Warhol mal gesagt und klebt heute als Sticker auf meinem abgefuckten mit marker beschmierten Macbook. Wie Mainstream ich bin, weiß ich in Abgrenzung zu anderen sehr wohl und genau diese Ironie bricht diese Tatsache in vielerlei Hinsicht. Sich seiner eigenen Naivität in ihrer nicht zu bestimmenden Differenz zu allem anderen bewusst zu sein, führt letztlich zur Gelassenheit, die mir hilft in der scheiß Dialektik dieser Welt zwischen Himmelhochjauchzend und zu Tode betübt zu bestehen. Jeden Tag aufs Neue.
Um diese Hochs und Tiefs besser zu ertragen, müssen wir Menschen uns äußern - sind wir fröhlich lachen wir, sind wir traurig weinen wir, in der Regel. So ist das mit dem Bloggen. Die Dialektik muss raus, um sich irgendwie selbst aufzuheben.
Unsere Sprache scheint abseits des Bloggens derweil zunehmend zu verkümmern. Die Kommunikation über das Material, den Körper scheint an Bedeutung zu verlieren. "Lies doch mal meine Blog, dann weißt du was ich so fühle, was mich bewegt usw, das muss dich doch interessieren, wenn du mich magst?". - "Und warum erzählst du es mir nicht einfach?" Gute Frage, warum nicht. Kommunizieren kann ich mittlerweile anscheind besser über Tastenkombinationen, die den Post veröffentlichen, der das Seelenleben in Form von kurzen Gedichten preisgibt. Es ist diese Anonymität des Interets, die es möglich macht, so ehrlich zu sein. Man muss eben niemandem ins Gesicht schauen. Man schmeißt das da in diese unendlichen Weiten und ist sich genau darüber bewusst, dass es eigentlich niemanden wirklich interessiert, was man da produziert. Hauptsache ist es kann raus. die Qualität der Produkte spielt dabei keine Rolle, den man möchte sowieso nicht an ihnen gemessen werden. Messlatte ist man selbst.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Kommunikationswissenschaftler irgendwann megagefragte Menschenspezis sind, weil wir zunehmend verlernen, "analog" zu kommunizieren. Alles funktioniert nur noch über Multikanal, dessen Filter unser Gehirn erst noch trainieren ja teilweise erfinden muss. Daher auch dieses Schwummen nach mehrstündigen Internetkonsum und dieser seltsame Kopfkasper. Vielleicht ist Bloggen deshalb eine neue Art der Kommunikation zwischen Menschen, so auf persönlicher Ebene, wie sie eben im Internet möglich ist.
Nun aber mal halblang, ich finde, dass ich auch im realen Leben, abseits des Blogges immernoch eine sehr kommunikative, wenn auch manchmal vielleicht etwas laute Person bin, manche bezeichnen das als liebenswürdig, manche als extrem nervig. Wie auch immer es ist Kommunikation von Ebbe mit der Welt. Ob jemand sie Signale empfangen möchte, stellt jeder an seinem Medium selbst ein.
Pradox ist doch, dass es obwohl es niemals leichter war zu kommunizieren, trotzdem zur zunemenden Entfremdung und Vereinsamung kommt. Nie war man sich untereinander fremder, habe ich das Gefühl. Vielleicht ist das Bloggen, deshalb auch die Möglichkeit dem entgegenzuwirken. Eben ein Aufbegehren gegen die Vereinsamung, die jedem von uns Angst einjagt. Man gibt sich und seinen Freunden bewusst die Möglichkeit mehr zu erfahren, man macht sich dadurch gelichzeitig angreifbar und damit verletzbar. Deshalb ist persönliches Bloggen mutig und naiv zugleich. Ich freu mich jedenfalls sehr darüber, dass jetzt auch noch eine gute Bekannte über ihr Leben zwischen D und CZ schreibt, ich sie noch besser kennenlernen und einschätzen kann. Uns richtig kennenzulernen, bleibt leider auch wegen der räumlichen Distanz problematisch.
Selbstentäußerung?
Entäußertes Selbst sein.
Von außen entselbst sein.
Selbst veräußertes Sein.
Veräußertes Selbstsein.
Im Sein veräußert.
Die Veräußerung des Sein.
Selbstsein?
Sie Äußerung man selbst zu sein.
frag mich nich über welche ecken ich hier gelandet bin.. fakt is: is bin gern hier. ich komm zu spät zur geburtstagsfeierei. aber ich mags hier so:) echt jetz!
AntwortenLöschengrüße aus jena(:(:
hey du,
AntwortenLöschendann bleib einfach hier und gesell dich zu uns indem du fleißig kommentierst.
wir freuen uns über feedback.
grüße in die heimat! :)
ebbe.
genau, anne-kathleeeen. mach mal.
AntwortenLöschenübrigens, ebbe.
habs nun endlich mal geschafft den ganzen text zu lesen :)
wie immer kann ich aufs minimalste rationalisiert eigentlich nur "ja" sagen.
schade das ichs nicht schon vorher gelesen habe. das hätte meiner freude für den berlin trip wohl noch etwas auftrieb gegeben :D