Donnerstag, 15. Juli 2010

Zoot Woman und Kunstgeschichte

Überraschenderweise kann man hier in der Schweiz auch Privatsender über Zattoo gucken. Obwohl ich grundsätzlich kein Fan dieser Verdummungsmedien bin, kann ich auf eines nicht verzichten. GZSZ, seit über zehn Jahren, ja ich oute mich, neben Sturm der Liebe, ein der Serien, die mir ab und zu das Gehirn in Pausen zwischen Sloterdijk und Deleuze leerblasen. Und nun, da schaut man seit Wochen mal wieder diese Seife und schon wieder: ein Ohrwurm. Nach dem letzten The Temper Trap: Love Lost, ebenfalls mit grandiosem Video, diesmal ein älteres Kaliber: Zoot Woman mit "We won't Break". Auf jeden Fall hat mich der Beat sofort wieder gepackt und zum ersten Mal hab ich mir auch das kompletti Video reingezogen, welches für eine Magistra Artium durchaus interessant ist. Für Zoot Woman gingen zwei Wiener Studenten einen Schritt weiter, nahmen eine Handvoll Bruegel- und Bosch-Bilder und bastelten diese witzige Animation. Motto: Beim Sound von Zoot Woman können selbst 500 Jahre alte Phantasie-Figuren nicht stillhalten!

Es geht los mit Bruegels “De dulle Greet“. Hier hängt “Die tolle Grete” stark verkleinert an der Wand in der Mitte der oberen Reihe. Das über 1,60m breite Original befindet sich im Museum Mayer van den Bergh in Antwerpen. Die verrückte Grete schwingt sich also aufs Fahrrad und brennt genauso durch wie schon einige andere Figuren vor ihr. Der gebückte, einen Wagen ziehende Alte stammt beispielsweise aus Hieronymus Boschs “Der Gaukler” (Musée municipal de Saint-Germain-en-Laye). Eine andere Gruppe ist unterdessen mit einem bunten VW-Bus unterwegs. Grete radelt durch Bruegels “Sturz des Ikarus” (Musees royaux des Beaux-Arts, Brüssel), in dem der pflügende Bauer im Vordergrund wohl gerade eine Pause macht. Prompt stürzt Grete Ikarus hinterher ins Wasser. Der Bus fährt in der Zwischenzeit durch die Wildnis hinter Boschs “Johannes der Täufer” (Prado, Madrid) und weiter durch das entvölkerte Bosch-Gemälde “Der büßende Heilige Hieronymus” (Königliches Museum, Gent), welches an der Wand rechts unter der Lampe hängt. Wo sind bloß die vielen Leute hin? Per Schiff und Ballon geht es durch Boschs berühmten “Garten der Lüste” (Prado, Madrid), welcher hier in gleich zwei Ausschnitten (oben rechts, unten links) an der Wand zu sehen ist. Und dann das große Finale: “Party like it’s 1542″ heißt es in Anlehnung an den Prince-Klassiker. Im Hintergrund die Stadtlandschaft von Boschs “Epiphanie-Tryptichon” (Prado, Madrid) und in der Mitte ein Babel-Turm aus einer von Bruegels vielen Darstellungen des Themas.

Genaustens analysiert hat das übrigens der Kunst Blog Buch! Merci, dass du mir die Beschreiberarbeit abgenommen hast.

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