Montag, 7. März 2011

Zu Gast: Von der Einfalt

Stell dir einmal vor, das Internet würde mit einem Mal gelöscht. Das Fernsehen ebenfalls, zweifelsohne. An Stelle der Informationslosigkeit qua Inhaltsleere rückte die Informationslosigkeit qua der vollständigen Abwesenheit von Form. Mißgestaltet und verzerrt, ein hohles Behältnis für eine inhaltsentledigte Leere, ist es dieser letzte bröckelnde Rest an Form, was seinen Inhalt noch schützend umschließt. Ganz oder gar nicht: abschaffen, zertrümmern. Her mit der medialen Reizarmut. Stille. Isolation? Nein, diese nicht.

Eine Stadt ganz in unschuldigem, nichtssagendem Weiß. Das heißt, das, was man davon sieht: die Leuchtreklamen und die Werbetafeln, die Schaufenster und die Preisschilder, die Graffiti und die Konzertplakate, die Fundraiser und die Bettler, die Wahrzeichen und die Schmuddelecken. – Alles übertüncht in undurchdringlichem Weiß. Eine Stadt, die nichts gibt und nichts verlangt, die nicht belästigt und nicht schenkt. Kein Geschrei und kein Gesäusel, nur du und dieses Zion der Einfalt.

Andererseits:

Diese abgeschmackte, postmoderne Rechtfertigung zur autonomen und freiheitlichen Selbstgestaltung ist ein Abgesang an die Hochkultur, eine Verwässerung dessen, was gut und teuer ist, eine Belästigung der Öffentlichkeit. Der Mangel an Norm wird zum Mangel an Form und schlußendlich zum Mangel an Inhalt. Mit eurer kunterbunten Wolkenwanderei, die weniger meint, als sie sagt, besudelt ihr das Einzige, was wahr ist und Bestand hat: Ihr vergeht euch an den Emotionen und den Erinnerungen der Menschen, ihr erschafft mißgestaltete Kopien, Kopien, immer nur Kopien, die das Wesentliche verschleiern und in einen immer dichteren Kokon hüllen, bis nichts mehr zu erkennen ist. Kein Gefühl, kein Inhalt ist wahr und ehrlich. Alles nur eine blasse Illusion einer Fälschung einer Nachahmung einer Kopie.

Ihr konsumiert Gefühle und Erfahrungen, die schlechte Fälschungen sind! Ihr kauft Illusion und Verblendung, füllt die Leere in euch mit schillernden Seifenblasen! Euer leidenschaftliches Sehnen nach Wahrheit und Bestand treibt eine immer fortwährende, gequälte Suche nach Erfüllung an, die euch immer leerer und hohler macht!

Es braucht wieder eine Form, an der man sich festhalten kann. Eine Form, die Inhalt hervorbringen kann.

1 Kommentar:

  1. jetzt hab ich hier die riesen antwort getippt und dann ausversehen das fenster geschlossen. fuck. vielleicht später nochmal.

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