Vor ungefähr 5 Jahren würde mir hier im Berliner Museum für Photographie erstmals bewusst, was Nachtwey eigentlich für ein krasser Photograph ist. Mit Sicherheit ist er das Vorbild für viele Pressephotographen, die in den Krisengebieten tagtäglich ihr Leben riskieren, um zu zeigen, was dort wirklich abgeht. Wenn man Nachtweys Bilder betrachtet, weiß man nicht, welcher Eindruck letztlich mehr wiegt - das Erschrecken vor dem Gezeigten oder die Bewunderung für die ästhetischen Kompositionen, die besonders in den Schwarz-Weiß-Photographien ein Pathos erzeugt, das seines Gleichen sucht. Wie kann man diese schrecklichen Bilder schön finden? Form und Inhalt scheinen sich extrem zu widersprechen und führen letztlich dazu, dass sich seine Bilder in unsere ästhetisierten Gehirne einbrennen und vielleicht ein wenig Bewusstsein schaffen für all die Ungerechtigkeiten, die passieren, während wir Club Mate trinken und uns für eine neue Sorte Gummitiere entscheiden. Dokumentation über Leben und Werk mit Interviews von Freunden und Kollegen sowie Musik von Arvo Pärt ist uneingeschränkt sehenswert.
Ich erklär dir morgen, warum Ranciére zufolge solche Fotos eben nicht den Effekt haben, den man vermuten würde, daß sie eben nicht abschrecken oder belehren oder irgendwie das Denken oder Verhalten der Rezipienten beeinflussen. Das heißt, ich werde es versuchen. Habe seine Ausführung noch nicht zuende gelesen.
AntwortenLöschenOhne Ranciére gelesen zu haben, vertrete ich auch eher den Standpunkt das die zur Schaustellung und Berichterstattung über Krieg und Zerstörung, wie sie in unserer heutigen Zeit geschieht eher das Gegenteil auslöst. Also eben kein Bewusstsein über Schrecklichkeit, Unfassbarkeit und Ungerechtigkeit. Die Vielfalt, Geschwindigkeit und Skrupellosigkeit der Medien führt uns in diese Situation. Schreckliche Bilder werden zur Normalität weil wir sie mit unserem gewohnten Abstand betrachten können. Menschen die in diesen Situation waren können Wochen oder Monate nach solchen Berichterstattungen nicht Schlafen, Essen und Lieben. Diese Diskrepanz zwischen den nur sehr kurzweiligen Gefühlen der Rezipienten und den einschneidenen Eindrücken, der Brandmahle in der Seele der Opfer und derer die direkt Berichten zeigen mir die nur sehr begrenzte Möglichkeit ein wirkliches Bewusstsein zu schaffen, was wirklich vor sich geht. Wir Betrachter gleichen die Bilder mit unserem Wissensfundus ab der aber nur aus Berichterstattung erzeugt wurde. Ein Involvierter hat die echten Eindrücke wahrgenommen, diese über geschriebenes, geknipstes oder gefilmtes zu übertragen halte ich für nahezu unmöglich. Manchmal, leider nur sehr sehr selten kann es aber durch Inzenierung und gutes Handwerk möglich werden. Tränen in den Augen bei gewissen Dokus oder Büchern und Dein Artikel zeigen es. Lässt man sich ein und wird Aktiv, dann ist das Denken und Verhalten beeinflusst, alles andere bleit reiner Konsum.
AntwortenLöschenMaria, deine sympathische Naivität in diesem Text grenzt an Explosion von Barberei. Für ein Medikament siehe Mail und antworte mal auf den Wols! T.
AntwortenLöschenhttp://www.arte.tv/de/Die-Welt-verstehen/arte-journal/3879388.html
AntwortenLöschendanke für den link!
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