Mittwoch, 18. Mai 2011

Freiheit - oder - die Geschichte des Silberpfeils.

Es ist jetzt fast vier Jahre her, dass ich zum ersten Mal voller Erfurcht in den Silberpfeil einstieg. Damals war das ein ziemlich großes Ding, denn der Silberpfeil war nicht irgendein Auto, Nein! – er war auch nicht Opas erstes Auto, Nein. Er war etwas ganz Besonderes. Vor dem silbermetallicgrauen Toyota Corolla aus dem Jahre 1990, hatte Opa einen Trabi Combi besessen, danach einen dieser Luxus Wartburgs, dann einen dunkelblauen Lada. Wie ihr seht hat mein Opa auch zu Zonezeiten schon immer die heißesten Karren gefahren, wofür er laut eigener Aussage meistens 10 Jahre lang hardcore gespart hatte. Naja, jedenfalls kam dann die Wende, und das Geld von Oma und Opa war plötzlich nur noch die Hälfte wert. Trotzdem gönnten sich die beiden, oder eher mein Technikfreak Opa auch wegen der neuen Konsum-Freiheiten einen Videorecorder für schlappe 6000 Mark und ein neues Auto für ebenso utopische 20.000 Deutsche Mark. Mein silbergrauer Toyota, von dem ich mich hier mit einem kurzen Liebesbrief verabschieden möchte, war also Opas erstes „Westauto und für ihn als lauten DDR-Regimegegner ein echtes Symbol der Freiheit, seiner Freiheit.

Seit dem ich mich also zurückerinnern kann, war der Silberpfeil Opas Auto, welches er immer sorgfältig in der Garage abparkte, es einmal die Woche jeden Samstag Vormittag benutzte, um mit Oma im Nachbardorf eine Kiste Bier zu kaufen. So kam es dann auch, dass dieses Auto nach knapp 20 Jahren weniger als 50 000 Kilometer runter hatte und von innen wie außen aussah als käme es direkt vom Werk. Beim Einsteigen fühlt es sich auch nein bisschen so an wie Zurück in die Zukunft, erinnerte mich das Auto wirklich manchmal ein bisschen an den Delorean von Marty Mc Fly und Doc Brown.

Als ich dann irgendwann ein Auto brauchte, was Opa für selbstverständlich befand, wollte er mir eigentlich lieber einen Neuwagen spendieren, als mir den geliebten Silberpfeil zu übergeben. Aber wegen der Oma, die sich schon lange einen kleineren Flitzer wünschte, ging der heilige Gral, ähm Toyota dann doch noch in meinen Besitz über.

Mittlerweile habe ich es geschafft den Kilometerstand innerhalb von fast 4 Jahren auf über 100 000 Kilometer zu bringen. Aber nicht nur das. Mittlerweile rostet das edle Silber, kleine Fältchen und Risse zeigen sich überall im Lack und eine fette Beule konnte dank schneller Schönheitsop auf ein Mimimum an Entstelltheit begrenzt werden. Man sieht, mein Auto ist mit mir gealtert. Und immer wenn ich meine Großeltern jetzt besuchen fahre, dreht der Opa als allererstes ein Runde um sein altes Schmuckstück und begutachtet den Verfall, den ich damit verursache. Doch ich erkläre ihnen manchmal, dass das Auto mittlerweile mehrere Male das Meer gesehen hat, die unzähligen Umzüge von mir und meinen Freunden gemanaged hat, Flohmärkte und Kurztrips ermöglicht und tausende von Mitfahrern transportiert hat. Natürlich diente es mir nicht nur einmal auch als Liebesnest. Da waren außerdem ein Videodreh und mehrer Reifenpannen, stecken gelassenen Schlüssel und extrem beflirtete ADAC-Männer, die jene Schlüssel aus Kulanz wieder aus dem Auto befreien mussten.

Ohne Zweifel, der Silberpfeil steckt voller Erinnerungen an eine gute Zeit. Meine Studienzeit, die Zeit mit dir und mit dir und mit dir. Eine Zeit voller Reisen und eine Zeit mit der Crew. Rundfahrten durch Berlin bei offenem Fenster und Pantha du Prince... Eine Zeit verbunden mit dem unendlichen Gefühl von Freiheit und der Entscheidung morgen einfach loszufahren.
R.I.P




4 Kommentare:

  1. Vorm Burgeramt im Auto essen ;_; *schnief* Hoffentlich kommt er in den Autohimmel zu K.I.T.T. und den JamesBond Autos

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  2. denk dran...real... http://youtu.be/Umbvl76H3zs

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