Obwohl Vinterbergs "Das Fest" und Lars von Triers "Idioten" zwei von mir hoch geschätzte Filme sind, tat ich mich nach langer Zeit erst einmal ziemlich schwer mit dem Dogma 95 Stil von Harmony Korine. Handkamera, ausschließlich Originalschauplätze, nur Originalmusik - keine eingespielte Musik, natürliche Beleuchtung, generell meist wackelige und unscharfe Bilder auf großem HDTV. Man erkennt schon nach den ersten Minuten das Prinzip des 1995 aufgesetzten Manifestes und die "Nackte-Realitäts"-Stimmung, die dadurch entsteht. Beim Schauen von Dogma Filmen steht man als Zuschauer stets unter Spannung, denn man weiß einfach nicht, was als Nächstes passiert. Die Handlung wird eben nicht wie üblicherweise durch z.B. Beleuchtung und vorallem Musik vorangekündigt.
Spezialeffekte, speziell arrangierte Musik, eine perfekte Ausleuchtung der Schauspieler, Kamerafahrten und andere aufwendige Film-Techniken - das alles sucht man auch vergeblich in Julien Donkey-Boy. Was man jedoch findet, ist eine anspruchsvolle Filmästhetik mit ungewöhnlicher Integration von Stop Motion Photographie, eine spannende Handlung bestehend aus beängstigend wirklichkeitsnahen Momentaufnahmen, authentische Charaktere und irre gute Schauspieler, wie Ewen Bremner, Chloe Sevigny und Werner Herzog. Der Film aus 1999 porträtiert eine mehr als nur gestörte, amerikanische Familie rund um den schizophrenen Julien. Die Kritik hat den Film sowohl verrissen als auch gelobt, sodass ihr euch euer eigenes Urteil bilden solltet. Nehmt euch jeden Falls etwas Zeit und wählt einen Augenblick in Konzentration, um diesen Film so zu sehen, wie er es verdient. Ich vergebe die vollste Empfehlung!
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