Dienstag, 24. August 2010

"Thomas Schütte - Modelle und Ansichten" aus der Bundeskunsthalle Bonn

Das einzige, woran ich lange Zeit gedacht habe, wenn ich Thomas Schütte gehört habe, waren diese überdimensionalen Plastiken, die auf dieser Abbildung im K20K21 in Düsseldorf installiert sind. Schütte - das war für mich ganz platt der Typ, mit diesen übergroßen Michelinmännchenfiguren. Dass das so nicht stimmt, habe ich schon vor ein paar Monaten im Guggenheim Berlin erkennen müssen, als ich vor einer beeindruckenden Serie von übergroßen architektonischen Zeichnungen stand, die malerisch von Schüttes hand koloriert wurden. Nun konnte sich mein Bild von Schütte noch weiter verfeinern. Obwohl ich anfangs kein Fan von ihm war, muss ich zugestehen nach der Ausstellung in der durchaus imposanten Bonner Bundeskunsthalle wirklich ein bisschen beeindruckt zu sein. Nicht nur das Schütte wahnsinnig vielfältig ist, nein er ist auch noch echt witzig. Nachdem sich nämlich Vögel auf seinem öffentlich installierten Hotel-Modell massiv wohl fühlten, baute er einfach kurzer Hand Vögelhauser "for the birds", die in ihrer Konstruktion an italienische Palazzi erinnern.
Insgesamt bleibt Schütte mit seinen Entwürfen immer nah am Menschen. Obwohl die Konstruktionen immer Modelle bleiben, die zum Leben ungenügend sind, werden sie dennoch so gestaltet, dass man sich als Rezipient in ihnen wohlfühlt, sich in ihnen aufhalten und sie letztlich besitzen mochte. Ihre Wärme und Transparenz überzeugen in einem für den Menschen geschaffenen Maß. Man darf hineingehen. Sich setzen und den Anti-"Wohnraum" auf sich wirken lassen. Man darf für kurze Zeit in ihnen Leben, es genießen und verlässt sie doch wieder. Denn sie bleiben Modelle. Artefakte ohne Pragmatik. Funktionslose Kunst. Schütte schafft mit seinen One-Man-Houses lebensgroße Paradoxien - Analogien zum Leben.
Die unzähligen Zeichnungen, die man rund um die große Halle in aller Ruhe absehen kann, sind auf dem ersten Blick als Widerspruch zu verstehen, thematisieren die klassische Vanitas in Form von Blumenstillleben. Blüten und Blumen in Verfallsvarianten. Selbstporträts. Die Darstellung seines eigenen Grabsteins. Vergoldete Hunde. Ein Riese im Schlamm. Und doch treffen sich oberflächlich gegensätzliche Zeichnungen und konstruktive architektonische Modelle immer wieder in ihre Nähe zum Menschen, den Schütte durch seine Arbeiten in seinem Unfeld zu beschreiben versucht und noch vieles mehr.




Eigene Photos tätigen war leider, wie so oft in Sonderausstellungen, nicht erlaubt, sodass ich Bilder der Exponate aus dem Netz zusammengeklaut habe, um ein paar Eindrücke zu erhalten.

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