Samstag, 23. Juli 2011

John Cassavetes - Woman under the influence - Eine Frau unter Einfluss


Sprachlos verfolgte ich gestern Abend jede einzelne Szene, in der sich von jetzt auf gleich alles ändern kann, Normalität wird zu Wahnsinn und Wahnsinn wieder zu Normalität. In diesem Film ist am Ende nie ganz klar, wer von den Hauptpersonen jetzt eigentlich verrückt oder abnormal ist. Ähnlich, wie bei "Dancer in the Dark" oder "Breakin the waves" von Lars von Trier sind es die Naiven, die Wehrlosen, die geistig Behinderten oder auch die Kinder, denen Ungerechtigkeit widerfährt und die einen so stark mitfühlen lassen. Im Gegensatz zu Lars von Trier, dessen Filme, bis auf die Ausnahme "Idioten", immer fiktiv und damit eben Film bleiben, schafft es Cassavetes so extrem authentisch zu erzählen, wie ich es selten gesehen habe, vielleicht noch nie. Cassavetes lässt einen jede einzelne Situation erleiden, er lässt nichts aus, er erspart dem Zuschauer nichts. Er zeigt jede überflüssige Kleinigkeit, die doch entscheidend ist, wenn es am Ende, wie im wirklichen Leben, um eine Bewertung der ganzen Situation geht. Dieser Film bewegt sich ständig an ethischen Grenzen, stellt ständig in Frage nach dem Richtig oder Falsch, was wir für normal befinden und was plötzlich unangenehm darüber hinaus geht, zeigt warum es anscheinend nicht geht, das Erwachsene gedankenverloren in aller Öffentlichkeit den Schwanensee tanzen und lässt uns am Ende mit der Beantwortung dieser Frage völlig allein. 


Nebenbei, ein wahnsinnig guter Peter Falk, eine noch bessere Gena Rowlands. Danke Martin und Christian für den Filmtipp!

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